Wärterstellwerk Lüneburg Nord-West "Lnw"
Die AVL unterhält das historisches Wärterstellwerk “Lnw“, in dem auch das Vereinsarchiv untergebracht ist.
Im Stellwerks-Bedienraum im Obergeschoss des 1899 erbauten Gebäudes befinden sich der Bahnhofsblock und die mechanische Hebelbank der Bauform Jüdel im Zustand der Außerbetriebnahme des Stellwerks (1983). Die Anlage in der jetzt vorliegenden Form dürfte in den 1920er Jahren eingebaut worden sein, genauere Daten hierüber sind leider nicht zu ermitteln.
Wenn man zur Tür eintritt, trifft man zunächst auf den Blockkasten für den Bahnhofsblock. Hier kann man die möglichen Zugstraßen / Fahrstraßen mechanisch durch Umlegen des entsprechenden Hebels zunächst festlegen. Diese Festlegung kann mit Hilfe der Blocktasten durch Niederdrücken und gleichzeitiges Kurbeln am Blockinduktor fixiert werden. Das dazugehörige Blockfeld ist dann geblockt, die Farbscheibe am Sichtfenster wechselt dann ihre Farbe. Das Entblocken, welches ursprünglich durch analoges Handeln von einem der benachbarten Betriebsstellen aus erfolgte, muss jetzt simuliert werden, da es diese ja nicht mehr gibt. Dazu wurden am Blockkasten kleine Taster eingebaut. Die Befehle für den Wärter in Lnw erfolgten vom Fahrdienstleiterstellwerk „Lif“ (Lüneburg Ilmenaubrücke-Fahrdienstleiter).
Nach dem Blockkasten folgt die Hebelbank. Zunächst trifft man auf zwei Signalhebel, erkennbar am roten Anstrich des Hebelschaftes. Mit diesen kann man das Hauptsignal L umstellen, so dass dieses entweder die Stellung Hp1 (einflüglig) oder Hp2 (zweiflüglig) zeigt. Danach folgen drei Weichenhebel zum Umstellen der Weichen 382, 383 und 384 sowie ein Hebel zum Umstellen der Gleissperre XXXIV. Der Hebelschaft ist jeweils blau angestrichen, die Grundstellung (Hebelstellung oben) bedeutet jeweils die Plus-Stellung der Weichen (Geradeaus-Richtung). Die Gleissperre ist in Plus-Stellung des Hebels aufgelegt. Ganz zum Schluss findet man die 3 Hebel zum Bedienen der hochstehenden Sperrsignale (Gleissperrsignale) Hs 1W, Hs 2W und Hs 3W. Der Hebelschaft trägt eine blaue Markierung mit einem roten Ring.
Hinter dem Blockkasten und der Hebelbank findet man das Verschlussregister. Dieses enthält die entsprechenden Fahrstraßenschubstangen und eine Signalschubstange. Eine Vielzahl von Verschlussstücken im Innern des Verschlussregisters und die Blocksperren unterhalb des Blockkastens sorgen dafür, dass die Fahrstraßenhebel und die Hebel der Hebelbank nur dann umgelegt werden können, wenn gewisse Vorbedingungen dafür erfüllt sind, welche eine sichere Zugfahrt gewähren. Andererseits ist ein Umstellen der Hebel auch nicht mehr möglich, wenn eine bestimmte Zugstraße / Fahrstraße eingestellt ist und diese noch nicht aufgelöst ist.
Im Stellwerksraum findet man eine Bedienungsanleitung, wie man vorgehen muss, wenn man eine bestimmte Zugfahrt simulieren möchte. Beispiel: Ein Zug kommt aus Mechtersen und fährt nach Gleis 2W ein. Ebenfalls ist beschrieben, was zu tun ist, wenn die Zugfahrt stattgefunden hat und der Zug mit Schluss eingefahren ist. Diese Anleitung stammt von einem ehemaligen Vereinsmitglied, welches im DB-Stellwerksdienst tätig war.
Im früheren Spannwerksraum im Erdgeschoss und im Kellerraum sind die Bestände des Archivs untergebracht. Neben vielen Fachbüchern zum Thema Eisenbahn findet man dort auch zahlreiche Dienstvorschriften, Buchfahrpläne, Kursbücher aller Art von diversen Bahnverwaltungen sowie Gleispläne vieler Bahnhöfe. Und dazu gibt es noch viele weitere Objekte aus der guten alten Zeit, welche der AVL zur musealen Aufbewahrung übergeben wurden. Nähere Infos darüber erteilt gerne Familie Ehrhardt (Tel. 05827/970750), welche das Archiv verwaltet.
Außerhalb des Stellwerksgebäudes befinden sich noch ein zweiflügeliges Hauptsignal und ein Vorsignal mit Zusatzflügel in Originalgröße sowie eine Bude mit einem Läutewerk, welches früher in den Stationen zur Ankündigung von Zügen Verwendung fand.