Pack-/Personenwagen 0035

Von rechts nach links: M13, 1144, 1143, 0042, 0035, 1138

Status: verkauft

1952 entwickelte die Deutsche Bundesbahn ein Umbauprogramm um alte, zum Teil recht unbequeme, Wagen der Länderbahnzeit in komfortable Reisezugwagen für den Nahverkehr umzubauen. Die Ausbesserungswerke Hannover-Leinhausen, Karlsruhe, Limburg, Ludwigshafen, München-Neuaubing und Saarbrücken bauten ab 1954 mehr als 6.500 Wagen im Rahmen dieses Programms um.

Dabei entfielen 4.737 Stück auf die Bauart B3yg, 1.118 Stück erhielten ein 1. Klasse-Abteil und gehörten zur Bauart AB3yg. 683 Wagen erhielten ein Gepäckabteil und wurden zur Bauart BD3yg.

Von den zwei- und dreiachsigen Spenderwagen wurden nur die Rahmen übernommen. Die Rahmen wurden auf eine einheitliche Länge gebracht. Die Rahmen zweiachsiger Spenderwagen erhielten eine seitenverschiebbare ungebremste Mittelachse.

Die hölzernen Aufbauten wurden durch geschweißte Wagenkästen ersetzt, welche bis an die Pufferbohle herangezogen wurden. Die Wagenkästen sind nicht tragend und bestehen aus einem Gerippe von Walzprofilen und einer Blechverkleidung.

Die Einstiegsbereiche an den Wagenenden sind eingerückt und verfügen über Drehtüren. Die Stirnwandübergänge können durch Rollläden verschlossen werden und sind mit Gummiwülsten sowie beweglichen Übergangsbrücken ausgestattet.

Die Fenster sind für die damalige Zeit moderne Übersetzfenster ohne Gewichtsausgleich, bei denen der obere Teil nach innen übersetzt. Eine Fenstersektion an einem Wagenende ist für das WC reserviert, dieses Fenster ist mit Milchglas versehen und im oberen Bereich nach innen kippbar.

Die Wagen wurden meist paarweise kurzgekuppelt, wobei die Schraubenkupplung mit 3 t Vorspannung vorgespannt wurde. Bei den so eingesetzten Wagen wurden an den fest gekuppelten Seiten die Jalousien und die Zugschlussleuchten eingespart. Die kurzgekuppelten Doppeleinheiten verfügten über bessere Laufeigenschaften, sodass die Höchstgeschwindigkeit in den 70er Jahren auf 100 km/h angehoben werden konnte.

Die Sitze in der 1.Klasse waren ausziehbar und die Polster mit grauen Textil, in der 2.Klasse mit Kunstleder bezogen. Die Sitzanordnung in der 1. Klasse war 2 + 2, in der 2. Klasse 3 + 2. Decken und Wände bestanden aus Holzfaserhartplatten die auf Futterhölzer aufgeschraubt wurden. Die Wände der ersten Klasse waren mit Kunstleder, in der zweiten mit Igraf-Tapete bezogen. Die Fußböden sind aus Tischlerplatten, welche mit Linoleum belegt wurden.

Der 1979 in Friedberg im Taunus ausgemusterte Wagen gelangte über mehrere Museumsbahnen zu uns.

Die früheren Eigentümer hatten zum Teil bereits Arbeiten begonnen, wofür der Wagen entkernt und mit Blecharbeiten begonnen wurde. Die Arbeiten wurden aber nie zu Ende geführt. Bei uns hatten andere Fahrzeuge eine höhere Priorität und so wurde der 0035 zusätzlich auch noch Opfer von Vandalismus. Der desolate Zustand führte zum Entschluss den Wagen zu verschrotten, doch dann bekundete die Museumseisenbahn Hamm Interesse an dem Wagen und kaufte ihn 2005.

Die Überführung des Wagens begann am 06. März 2005 in Melbeck-Embsen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Wagen 0042, 1143 und 1144 zu den Osnabrücker Dampflokfreunden überführt.

Der 0035 wurde bei der  Museumseisenbahn Hamm in mehrjähriger mühevoller Kleinarbeit wieder komplettiert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Zu den Arbeiten gehörten umfassende Blecharbeiten, der Neuaufbau von Einstiegs- und Gepäckraumtüren, der Einbau neuer Fenster und ein vollständiger Neuanstrich. Im Inneren fanden vorhandene Original-Ersatzteilen der Bestuhlung und des Gepäck- und Zugführerabteils Verwendung.

Im August 2012 wurde der aufgearbeitete Wagen abgenommen und bereichert seitdem den betriebsfähigen Wagenpark der Museumseisenbahn Hamm.

Technische Details