Bleckeder Kleinbahn
Die heutige Bleckeder Kleinbahn hat sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gewandelt.
Zunächst schmalspurig als Bleckeder Kreisbahn mit einer Spurweite von 750 mm eröffnet, wurde sie nach dem ersten Weltkrieg erstmals zur Bleckeder Kleinbahn, auf Normalspur umgebaut und zum Teil neu trassiert.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Bleckeder Kleinbahn wieder umbenannt und kurz darauf Teil der Osthannoverschen Eisenbahnen.
Im Mai 1977 verlor die Strecke den Personenverkehr und 2004 verkehrte der letzte kommerzielle Güterzug.
2009 sollte die Strecke stillgelegt werden, was zur Gründung "unserer" Bleckeder Kleinbahn und der Übernahme auf Pachtbasis führte.
Diese Zeilen zeigen nur einen sehr groben Überblick der Geschichte der Bleckeder Kleinbahn. Einen Zeitstrahl mit den wichtigen Ereignissen in der Geschichte der Bleckeder Kleinbahn finden Sie hier.
Die heutige Bleckeder Kleinbahn
Die Eisenbahnstrecke Lüneburg - Bleckede-Waldfrieden / Bleckede Hafen wurde 2010 von den Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE), seinerzeit Teil des Arriva-Konzerns, aus technischen Gründen gesperrt und mit dem Ziel der Stilllegung zunächst, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, zur Übernahme ausgeschrieben.
Um diesen kaum mehr umkehrbaren Schritt zu verhindern hat sich die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. um den Weiterbetrieb der Strecke beworben und dazu die Bleckeder Kleinbahn UG (haftungsbeschränkt) gegründet. Seit 2024 ist die Bleckeder Kleinbahn eine GmbH. Mit sehr viel ehrenamtlichem Einsatz und Unterstützung durch den Träger einer Qualifizierungsmaßnahme für Langzeitarbeitssuchende konnte die Strecke im Jahr 2011 wieder befahrbar gemacht werden.
Seit 2012 ist Bleckede und auch das Eisenbahnausbesserungswerk wieder mit Schienenfahrzeugen erreichbar. Seither entwickelte sich der touristische Personenverkehr zwischen Lüneburg und Bleckede von seltenen kurzen Zügen für Eisenbahnfreunde hin zu regelmäßigem Sonntagsverkehr, häufigen Charterfahrten und Gelegenheitsgüterverkehr. Mit jährlich fünfstelligen Fahrgastzahlen ist die Bleckeder Kleinbahn wichtiger Teil der touristischen Infrastruktur im Landkreis Lüneburg. Mehrfach im Jahr werden Lokomotiven aus ganz Deutschland zur Reparatur ins Eisenbahnausbesserungswerk nach Bleckede gebracht und gelegentlich verkehren auch wieder Güterzüge.
Die Gleise liegen bis heute überwiegend auf Holzschwellen in Kiesbettung. Die noch von 1919 stammende Kiesbettung ist mittlerweile in Deutschland nur noch sehr selten anzutreffen. Sie ist für leichte Reisezüge und gelegentliche besonders langsam fahrende Güterzüge geeignet, solange die meisten Schwellen in gutem Zustand sind und das Gleis hier und da bei Bedarf nachgearbeitet wird. Als Ersatz für die ursprünglich nur 33 kg/m leichten Schienen (S33) wurden in den letzten Jahrzehnten nach und nach unterschiedliche, teils auch von den üblichen Fußbreiten abweichende, Schienenprofile verbaut und überwiegend direkt auf die Holzschwellen genagelt. 2025 wurden die letzten S33-Schienen auf der Strecke getauscht. Nur in Nebengleisen und auf einem kurzen Stück in Bleckede liegt noch das leichte Schienenprofil.
Abgesehen von den Ausbesserungen und Gleiserneuerungen durch die Bleckeder Kleinbahn erfolgten die letzten größeren Gleisreparaturen in den 1980er Jahren. Dabei wurden gebrauchte Schienen und Holzschwellen verwendet.
Bewuchs und Feuchtigkeit im Gleis lassen Holzschwellen verrotten. Das geht noch schneller seit die Ausbringung hochwirksamer Breitbandherbizide nicht mehr zulässig ist. Selbst weniger wirksame alternative Mittel dürfen nur noch sehr eingeschränkt ausgebracht werden, was zusätzlich mit hohen bürokratischen Hürden und Auflagen verbunden ist.
Das Ausbringen ist im Bahnbereich zudem nur durch zugelassene Fachbetriebe möglich.
Zusätzlich zur jährlichen chemischen Behandlung sind seither Mähen und Mulchen der Randbereiche unabdingbar. Zum Austausch nicht mehr tragfähiger Schwellen werden weiterhin neue Hartholzschwellen eingebaut, da diese von Hand bewegt werden können und jede Schienenform darauf befestigt werden kann.
Die Erhaltung der Befahrbarkeit bindet erhebliche ehrenamtliche Kapazitäten mit Schwerstarbeit und ist angesichts der prognostizierten Haltbarkeit einer heute neu eingebauten Schwelle von bestenfalls 30 Jahren ohne Aussicht auf dauerhaften Erfolg.
Daher müssen weitere Streckenabschnitte auf Betonschwellen im Schotter umgebaut werden. Nur so kann die Betriebssicherheit und damit der Bahnbetrieb erhalten werden. In 2025 wurde mit großzügiger Unterstützung der Fa. Willke Rail Construction mehr als 1,1 km Gleis mit Gebrauchtmaterial dauerhaft erneuert.
Auch zukünftig sind derartige Maßnahmen zwingend erforderlich, um die Einstellung des Betriebes aus Sicherheitsgründen zu verhindern. Alle Einnahmen der Bleckeder Kleinbahn fließen in die Erhaltung und Verbesserung der Strecke. Jedoch reichen die aus Trasseneinnahmen und Abstellgebühren erwirtschafteten jährlich gering sechsstelligen Mittel für die Gleiserneuerung nicht aus. Dieser Hinweis richtet sich an die Kommunen und an die Politik, denn nur mit ehrenamtlicher Arbeit und eigenem jährlich gering sechsstelligem Geld kann die Bahnstrecke auch bei bestem Willen nicht dauerhaft gehalten werden.
Zukunft als Regionalbahn oder weitermachen als Museumsbahn?
So schön eine Museumsbahn auch sein mag, eine Regionalbahn nützt den Menschen in der Region und der Wirtschaft mehr. Dazu kommt, dass ehrenamtlicher Betrieb einer so langen Eisenbahnstrecke die Akteure stets an der Grenze des Machbaren belastet. Bisher wurde auf die Ergebnisse der Untersuchung zur Reaktivierung von Bahnstrecken durch das Land Niedersachsen gewartet. Angesichts der aussichtsreichen Fahrgastprognosen sowie der Möglichkeit eines günstigen Betriebes mit nur einem Zug waren die Aussichten als gut angesehen worden.
Reaktivierung von Bahnstrecken / Neue Reaktivierungsuntersuchung 2023 | Nds. Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Bauen, dort Downloadlink rechts oben: „LNVG Streckenreaktivierung Ergebnisse Stufe 2“
Über 100 niedersächsische Strecken wurden untersucht. Bei Zweien wurde die Reaktivierung bereits beschlossen. Lediglich fünf weitere behalten die Aussicht auf Reaktivierung in absehbarer Zeit, da dort der Nutzen/Kosten Index von 1,0 und höher in zwei unterschiedlichen Berechnungen erreicht wurde.
Zwölf weitere Strecken, die bis dahin in der Untersuchung geblieben sind, verfehlten den Grenzwert 1,0 in beiden Berechnungsverfahren deutlich.
Lüneburg – Bleckede wurde als einzige Bahnstrecke in Niedersachsen in einer der Berechnungen klar oberhalb des erforderlichen Grenzwertes gesehen, in der anderen jedoch klar unterhalb. Ursache sind die Betriebs- und Instandhaltungskosten, die wie bei fast allen betrachteten Strecken zwischen erster und zweiter Berechnung erheblich gestiegen sind. Damit ist auch für Lüneburg – Bleckede die Aussicht auf Beantragung von Bundesmitteln zur Sanierung und damit baldigen Reaktivierung geschwunden.
Im Reaktivierungsfall hätte es einen Stundentakt vom frühen Morgen bis in die Abendstunden mit modernen Akkutriebwagen gegeben. Die Anschlüsse in Lüneburg waren berücksichtigt und die Fahrzeiten wären gewesen:
Von / nach Bleckede 23 Minuten
Von / nach Neetze 16 Minuten
Von / nach Scharnebeck 9 Minuten
Von / nach Ebensberg 4 Minuten
Nach valider Berechnung wären täglich über 1.900 Fahrgäste mehr als heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren.
Angesichts der hohen Nachfrage der touristischen Fahrten, die ohne Zuschüsse ihre Kosten einfahren und sogar zusätzlich Einnahmen für die Erhaltung der Strecke abwerfen, ist Aufgeben für uns keine Option.
Bis auf Weiteres bleibt der Bleckeder Kleinbahn aber nur „Plan B“:
Immer weiter den jeweils schlechtesten Streckenabschnitt auf Betonschwellen umbauen. Dazu kleinräumig nicht mehr brauchbare Abschnitte durch Einzelschwellentausch über wenige Jahre retten. Der rasch fortschreitende Zerfall der Holzschwellen erfordert schnelles Handeln. Der Umbau muss fertig werden bevor die noch nicht umgebauten Bereiche unbefahrbar werden. Daher müssen wir den Fokus auf Länge der Umbauteilstrecken legen. Wie erstmals in 2025 erfolgreich umgesetzt, setzen wir weiterhin auf gebrauchte Schienen, gebrauchte Schwellen und wenig Schotter. So ertüchtigte Gleise tragen für Jahrzehnte unsere Museumsbahn und gelegentliche Güterzüge.
Womit können Sie jetzt die Bleckeder Kleinbahn unterstützen?
- Fahren Sie mit den öffentlichen Zügen, verschenken Sie Fahrkarten oder buchen Sie eine Charterfahrt.
- Arbeiten Sie mit bei Gleisbau und Unterhaltung der Strecke oder bei der Organisation.
- Sprechen Sie mit Ihrer Gemeindeverwaltung, dem Landkreis und den Abgeordneten über den Wunsch zur weiteren Erhaltung der Strecke zunächst als Museumsbahn, aber Perspektive und Ziel Regionalbahn.
- Spenden Sie Geld an die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. mit Zweckbestimmung „Gleisbau Lüneburg- Bleckede“.
- Können Sie uns Baumaschinen bedarfsweise leihen? Haben Sie überzählige Maschinen oder Werkzeuge? Auch diese können Sie uns gern überlassen, auch reparaturbedürftig. Beispielsweise benötigen wir einen Radlader.
- Suchen Sie eine Fläche für Ihre PV- Anlage, einen Lagerplatz, einen Kleingarten, Aufstellort für Ihre Werbung, ….? Vielleicht haben wir das, was Sie suchen!
- Sind Sie Unternehmer? Ihr Unternehmen kann vielleicht Arbeitsleistung spenden, oder Auszubildende bei uns praktisch unterweisen.
- Treten Sie dem Verein AVL auch bei, wenn Ihre Kompetenz nicht in schwerer körperlicher Arbeit liegt. Entlasten Sie damit andere Aktive, die kräftiger sind als Sie und dadurch mehr Zeit für Schwerarbeit haben.










